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Anläßlich des Rücktritts von Peter Schäfer, Direktor des Jüdischen Museums:

 

Der Direktor des Jüdischen Museums muss zurücktreten, weil seine Pressestelle einen Tweet empfohlen hat, in dem sich israelische Wissenschaftler zum Boykott gegen israelische Waren äußern, und dabei nicht die offizielle Politik vertreten. Gleich danach wird der Vorschlag ins Spiel gebracht, nur Juden sollten das jüdische Museum leiten (womit darauf verwiesen wird, dass Herr Schäfer kein Biojude ist). Wer wird über die Jüdischkeit bestimmen? Der Zentralrat der Juden? Oder der Antisemitismusbeauftragte? Dürfen Konvertiten? Oder Menschen, die “nur” einen jüdischen Vater haben? Müssen mindestens drei Großelternteile jüdisches Blut haben?

Ob Antisemiten oder Philosemiten derlei Vorschläge machen, ist egal, es bleibt rassistisch, ist allerdings nicht allzu weit von anderen Identitätspolitiken entfernt. Nur Schwarze dürfen über Schwarze, nur Frauen über Frauen schreiben oder reden. Was passsiert mit dem deutschen Kulturbetrieb, wenn sich nur Juden über Jüdisches äußern oder nur “reinrassige” Juden Klezmer-Musik machen dürfen?

Es ist hierzulande schwierig, in Angelegenheiten, die jüdische, amerikanische, israelische oder irgendwie kontaminierte Themen betreffen, zu differenzieren und mehrere Gesichtspunkte zu betrachten. Die hysterischen Reaktionen sind nicht nur lächerlich, sie befördern auch die sattsam bekannten Verschwörungstheorien à la: “Man darf nichts sagen”. Es gab und gibt viele Arten, jüdisch zu sein, und der Zentralrat der Juden ist kein jüdischer Papst, der definieren könnte, was erlaubt oder verboten ist; auch eilfertige Philosemitinnen haben keinerlei Legitimation, um über die Besetzung eines öffentlichen Museums zu bestimmen. Mit solchen irren Geboten wird die mühsam aufgebaute Vielfalt jüdischen Lebens, für die die Bundesrepublik viel Geld und Mühe aufgewandt hat, demoliert. Dabei könnten Debatten über die komplexen Fragen zur deutschen und deutsch-jüdischen Geschichte samt Meinungen über die Beziehung zu Israel dem Nachfolgestaat des NS-Regimes nur gut tun. Rufe nach Zensur, politischer Korrektheit und Parteinahme bewirken das Gegenteil von Aufklärung.