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meine Verlegerin Lisette Buchholz hat die Pressekommentare zu Simon Veit gesammelt:

Hazel Rosenstrauch: Simon Veit. Der missachtete Mann einer berühmten Frau persona verlag 2019

 

»Die Berliner Kulturwissenschaftlerin Hazel Rosenstrauch kennt sich aus im kulturellen Leben des 18. und 19. Jahrhunderts. Bereits mit ihrer viel beachteten Doppelbiografie über Caroline und Wilhelm von Humboldt zeigte sie ihr Interesse und ihre Kenntnis für diese Zeit in Deutschland. Jetzt hat sie sich wieder einem ungewöhnlichen Ehepaar genähert: Simon und Brendel Veit … Hazel Rosenstrauch rekonstruiert das Milieu der jüdischen Aufklärung in Berlin und entdeckt in Simon Veit einen toleranten und großzügigen Kaufmann, einen interessanten, kulturell gebildeten Zeitgenossen der Romantik. Von der Gesellschaft als Nichtintellektueller belächelt, reagiert er dennoch auf die öffentliche Demütigung der Trennung mit Besonnenheit und familiärer Verantwortung. Auf nur 100 Seiten blättert uns Hazel Rosenstrauch eine vergnügliche und spannende Kulturstudie auf, die Lust macht, mehr über den verkannten Simon Veit zu erfahren.« Annegret Schult, 5 plus

 

»Hazel Rosenstrauch bürstet anhand eines eingehenden Quellenstudiums das vor allem auf Dorothea Schlegel zurückgehende Urteil eines dümmlichen, bornierten und lieblosen Philisters und jüdischen Geschäftsmannes, dem Kunst und Poesie völlig fremd waren, gegen den Strich. Sie zeichnet das Bild eines im Geist der Aufklärung erzogenen und bis zur Selbstaufgabe toleranten Mannes … Über den Fall hinaus versteht die Essayistin den Konflikt der Eheleute als symptomatisch für eine Zeit des Umbruchs und der Zerrissenheit in der Epoche zwischen Aufklärung und Romantik, zwischen einer auf Rationalität bedachten Mentalität der Vätergeneration und der dagegen aufbegehrenden, ein irrationales, Konventionen in Frage stellendes Gefühl wie Liebe statt reine Vernunft verherrlichenden Bewegung der Jungen. Und ebenfalls über den Einzelfall Simon Veit hinaus weist sie auf den trotz staatlich oktroyierter Judenemanzipation fortgesetzten Judenhass hin und zerstört dabei nebenbei das sich hartnäckig haltende Urteil von einem seit Friedrich dem Großen toleranten preußischen Staat. An Simon Veit werde erkennbar, meint sie, wie für einen Juden der damaligen Zeit >ein Leben zwischen Verheißung von Gleichheit und Bewahren der Besonderheit aussehen konnte<. Insgesamt bestätigt ihr Essay eine Einsicht des jungen Friedrich Schlegel, der einmal meinte, die historische Vergangenheit sei nichts Feststehendes, sondern einer steten Neuinterpretation ausgesetzt.« Hans-Ulrich Fechler, Die Rheinpfalz

 

»Von Johannes Veit ist ein Porträt seines Vaters erhalten, das einen gütigen Mann zeigt, dem Spott nicht ganz fremd war. Man stellt sich vor, was er über die Eskapaden seiner Gattin, dieses ganzen deutsch-romantischen Milieus dachte, das sich gestern für die Französische Revolution begeisterte, und morgen, als Metternich das Sagen hatte, in den Schoß der katholischen Kirche kroch. Simon Veit dagegen blieb immer Jude, hatte immer genug Geld, seine so überaus anpassungsfähige, damit aber nie sonderlich erfolgreiche Familie zu ernähren. Während die Propagandisten der Liebe größte Schwierigkeiten hatten, sie zu zeigen, schlug >das kalte Herz des Kapitalisten< stets zuverlässig liebevoll für die einstige Gattin und die Söhne. Er interessierte sich für ihre Arbeiten, er las Romane und Gedichte. Er war nicht fühllos. Hazel Rosenstrauchs Band ist ein schönes Buch geworden. Nicht nur schön geschrieben, sondern schön gedacht. Es macht deutlich, wie leicht wir denen auf den Leim gehen, die wir lesen. Wer sich nicht zu Wort meldet, den übersehen wir.« Arno Widmann, Berliner Zeitung

 

»An Simon Veits Leben lassen sich Züge ablesen, die speziell für die jüdische Zeitgeschichte so repräsentativ waren wie die deutsche und europäische im Allgemeinen. Darüber hinaus gerät das lehrreiche, wohlformulierte kleine Buch zu einem engagierten >Plädoyer für die Aufhebung überholter Kategorien<«. Thomas Groß, Mannheimer Morgen

 

»Rosenstrauch nähert sich dem Thema vorbehaltlos, aber am Anfang des Bandes weiß sie natürlich schon, was wir nicht wissen: Sie hat Unterlagen, vor allem Briefe ausgegraben, sie Simon Veit als deutlich weniger faden und uninteressanten Zeitgenossen erscheinen lassen.« Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau

 

»Was ist das Unglück einer romantischen Frau? Ein prosaischer Mann. Wie kann sie von diesem Unglück befreit werden? Durch einen romantischen Mann. Das ist die Formel, nach der schon zu ihren Lebzeiten von Brendel Veit erzählt wurde, der Tochter Moses Mendelssohns, aus der Dorothea Schlegel wurde. Der prosaische Mann war der jüdische Kaufmann und Bankier Simon Veit, den ihr Vater für sie ausgesucht hatte, und den sie nach 14 Jahren Ehe verließ, als sie 1797 im Salon von Henriette Herz in Berlin den Schriftsteller Friedrich Schlegel kennenlernte.

Bekannt war die Großzügigkeit, mit der Simon Veit seine geschiedene Frau und Friedrich Schlegel materiell unterstützte, wenn dies erforderlich war. Nun bettet ihn Hazel Rosenstrauch erstmals nuanciert in seine Herkunftsgeschichte, also in das Milieu der jüdischen Oberschicht, und in den Kontext der jüdischen Aufklärung in Berlin ein. Mit resignativer Toleranz ertrug Veit nicht nur, dass Dorothea zunächst zum Protestantismus, dann mit Friedrich Schlegel zum Katholizismus konvertierte, sondern überdies, dass die gemeinsamen Söhne, die Maler Johannes und Philipp Veit, ebenfalls katholisch wurden, nach Rom gingen, und den Markt mit Madonnenbildern belieferten. >So lange wir nur verschieden in der Religion, in unsern moralischen Grundsätzen eins sind, so wird nie eine Trennung zwischen uns vorfallen<, schrieb Simon Veit 1810 an seinen Sohn Philipp. Er muss besessen haben, was die Zeitgenossen >Herzensbildung< nannten.

Briefe der Söhne an den Vater, die meisten aus Rom, bilden das Hauptkonvolut der neu aufgetauchten Dokumente. Schon, damit die kärglichen Informationen über den Nachlass, dem sie entstammen, ergänzt werden können, ist dem erhellenden Buch eine zweite Auflage zu wünschen.« Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung

 

»Beim Lesen dieses Buch reibt man sich immer wieder die Augen oder zwickt sich in den Arm: So vergnüglich, rasend spannend und sinnstiftend kann also Kulturwissenschaft sein! Keine 100 Seiten stark, durchkomponiert und erfrischend lesbar, ist diese elegant und ohne jede Autorinnen-Eitelkeit geschriebene Studie ein geschliffener Edelstein des politischen Essays. Für diese Kulturstudie von Rang aus dem Milieu der jüdischen Aufklärung in Berlin müsste es eigentlich Preise hageln.
Die Annäherung an den Mann im Hintergrund bedeutender Frauen wurde zu einer Mischung aus Detektivarbeit und Puzzlespiel. Was Hazel Rosenstrauch findet, ist, dass dieser Mann – alles andere als ein Intellektueller – mehr von der Gesellschaft repräsentiert als die für groß erachteten Figuren, über die so viel geschrieben worden ist. Indem sie in den Lücken gräbt und seinen Spuren folgt, entgeht sie auch der Spezialisierung innerhalb der Geschichtsschreibung, die dazu geführt hat, dass Juden und Mehrheit meist getrennt behandelt und das Trennende stärker betont wird als die Gemeinsamkeiten. Immer wieder schlägt sie Brücken in die Gegenwart, reflektiert, wie Geschichtsschreibung – sei es für den Feminismus, für rechte oder linke Ideale – Ikonen schafft, die nicht die ganze Wahrheit sind.
« Alf Mayer, culturmag

 

»Hazel Rosenstrauch kann das unbeschriebene Blatt Simon Veit anhand von neu aufgefundenen Dokumenten – einem Hochzeitspoem, einem Testament und einem Nachruf sowie diverse Briefen – nun ergänzen. Sie tut dies neutral, die Interessen der Beteiligten berücksichtigend, was eine Einbettung in die Kultur- und religionshistorischen Zusammenhänge bedeutet. Am Schluss stellt sie die Frage, ob es nicht lohnend sein kann, gelegentlich unseren Blick auf die Vergangenheit zu ändern.« Irene Ferchl, Literaturblatt für Baden-Württemberg

 

»Mit fast kriminalistischem Spürsinn hat die Berliner Kulturwissenschaftlerin Rosenstrauch diesem verlassenen Ehemann nachgespürt und eine kleine Heldengeschichte geschrieben.« Brief der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft