Close

Verbote sind Quatsch. Mit Tabus hatten wir doch schon im vorigen Jahrhundert aufgeräumt. Allerdings: es gibt gut begründete Verbote, Symbole des NS und rassitische Sprüche darf man bei Strafe nicht in der Öffentlichkeit verwenden. In privaten Räumen waren sie nie vergessen und kaum mit Scham besetzt (Frage: ist das Netz ein öffentlicher oder ein privater Raum?).

Ich bin durchaus dafür, dass Leute angezeigt werden, wenn sie Juden oder Schwarze oder Frauen oder von der deutschen Mehrheit abweichende Individuen und Gruppen beschimpfen. Und trotzdemn wehre ich mich aus alten rebellischen Reflexen gegen das Verbot, mit Rechten zu reden. Erst möchte ich wissen, wer damit gemeint ist. Alle AfD-Wähler? Alle Funktionäre oder nur diejenigen, die sich an die oben genannten Gesetze nicht halten und offen faschistische Propaganda machen. Mit letzterten möchte ich nicht reden, die würde ich lieber anzeigen. Wenn ich einen Polizisten finde, der meine Beschwerde aufnimmt.

Es ist sicher schwierig, mir schwillt der Hals, ich bin schockiert, wenn AfD-typische Provokationen durch die Gegend gespuckt werden. Vielleicht muss ich, müssen wir lernen, wie man mit Menschen spricht, die keine eigene Sprache haben, und, sei es aus Wut, aus Hilflosigkeit, Minderwertigkeitsgefühlen oder aufgrund schlechter Erfahrungen mit dem Staat, der Bürokratie, den Eliten etc. Parolen verwenden und Phrasen nachplappern.

Der Ehrlichkeit halber muss ich sagen, dass ich bisher noch keine Gelegenheit hatte, jedenfalls mit den aktuellen Exemplaren des Rechtsrucks zu sprechen, oder wenigstens zu reden. Mit früheren Ausgaben dieser Spezies schon, die haben mir Angst gemacht.

Wie könnte ich, könnten wir mit den Mitläufern sprechen? Es sind, vermute ich, viele keine „echten Nazis“. Vielleicht sollten wir, die kluge, gebildeten, besserwissenden Dichterinnen und Denker etwas dazulernen. Neu überlegen, wie wir aus unserer Komfortzone heraustreten und einen anderen Gestus benutzen könnten? Erst einmal einen Witz erzählen? Psychologen, Kommunikationsberater oder meine Clownslehrerin um Rat fragen? Oder erst einmal zuhören?! Es ist eine schwierige Aufgabe, die geeignete Sprache (und vielleicht auch Gestik) zu finden, ohne sich von Reflexen leiten zu lassen. Verbote sind meines Erachtens das Eingeständnis von Ohnmacht.

Es gibt, wie ich inzwischen weiß, auch Bücher zu dem Thema, vermutlich auch workshops und Menschen, die das versuchen. Und sowieso lass ich mir nicht gerne etwas verbieten, schon gar nicht von politisch korrekt sein wollenden Besserwissern.